Zur Bergbaugeschichte des Erzrevieres "Graul"

Der Bergbau am Graul reicht mindestens bis ins 15. Jahrhundert zurück. Anfangs baute man oberflächennahe Brauneisenerze ab, die in Hammerwerken verhüttet wurden. Später entdeckte man reiche Silbererze in den Oxidations- und Zementationszonen der Bi-Co-Ni-Ag-Gänge und das Silberausbringen muß anfangs beträchtlich gewesen sein. Seit dem 17. Jahrhundert bestanden die Gruben "Gottes Geschick", "St. Catharina" und "Stamm Asser" (von "Stamm Assur"). Diese blieben auch die größten Gruben der Gegend.
Bei "Gottes Geschick" und "St. Catharina" lag der Schwerpunkt auf der Gewinnung von Silbererzen, bei "Stamm Asser" auf dem Abbau von Schwefel- und Arsenkies. Diese Kiese wurden in Vitriolwerken und Arsenhütten zu Eisenvitriol (z.B. für die Gerberei) und "Arsenicalien" (besonders rotes Arsensulfid für die Lederfärbung) verarbeitet. Die Arsenhütte lag in der Nähe von "Stamm Asser", das Vitriolwerk befand sich in der "Silberhoffnungshütte" zu Beierfeld.
Im 18. Jahrhundert ging der Bergbau zurück. Einen Aufschwung brachte die Inbetriebnahme der "König Antonshütte" bei Antonsthal im Jahre 1828 und besonders das Einkommen des "Treue Feundschaft Stolln" in das Grubengebiet 1834. Jetzt konnten die Erze billiger abgebaut und vehüttet werden. Bei "Gottes Geschick" wurde 1836 Ausbeute gezahlt und 1837 das Naßpochwerk erneuert. Die guten Silbererze waren ziemlich schnell erschöpft, seit etwa 1840 kam es zu Betriebseinschränkungen und 1845 wurde "St. Catharina" und "Gottes Geschick" zusammengelegt. Im Jahre 1851 wurde die Grube "Gelbe Birke Fundgrube" Ü ein Beilehn der Gottes Geschick Fundgrube am Graul. 1863 errichtete man die erste Dampfmaschine im Schwarzenberger Revier am "Catharinaer Kunstschacht". Die Grube "Stamm Asser" produzierte im 19. Jahrhundert recht erhebliche Mengen "Kiese". Von 1835 bis 1838 wurden durch 23 Mann 800 t Arsenkies und 600 t Schwefelkies gefördert.
Einen letzten Aufschwung brachte ab 1888 die Entdeckung der mangan-, wismut- und kobalthaltigen "Mulme" bei "Gottes Geschick" und "Stamm Asser". Diese wurden anfangs in Tagebauen, später auch untertägig abgebaut. Beide Gruben lieferten etwa 20 000 t solcher Mulme an die "Silberhoffnungshütte" Dort wurden sie nach einem speziell entwickelten Verfahren auf Wismut und Kobalt verarbeitet.
Ab etwa 1900 und besonders während des 1. Weltkrieges erfolgte auch umfangreicher Eisenerzabbau unter Tage und in einem Tagebau bei "Stamm Asser". Es wurden gegen 50 000 t gefördert. Aus dem sehr stark eisenhaltigen Wasser im "Treue Freundschaft Stolln" wurde Limonit gewonnen. Dieser "Goldocker" war als Farbe sehr gefragt.
Als Kuriosität sei die bei "Stamm Asser" im Jahre 1903 errichtete Windturbine zum Antrieb einer Erzmühle erwähnt.
Mitte der zwanziger Jahre und besonders durch die Folgen der Inflation ging der Bergbau am Graul immer mehr zurück. 1925 wurde bei "Stamm Asser" der Betrieb eingestellt, bei "Gottes Geschick" fand bis 1933 noch Ockergewinnung statt. Danach ging auch diese Grube ein. Im Zuge der Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten fanden ab 1936 Schurfarbeiten auf Manganerze statt. Die Pläne gingen so weit, am Graul ein Ferromangan- und Edelstahlwerk zu errichten.
Nach Ende des 2. Weltkrieges wurden die Grubenbaue seitens der SDAG Wismut wieder zugänglich gemacht und in begreztem Umfang Uranerze gefördert.
Heute zeugen von dem einstigen Bergbau noch das Huthaus und die Erzwäsche von "Gottes Geschick", einige umgebaute Gebäude von "Stamm Asser" und "St. Catharina", das Gebäude der ehemaligen Arsenhütte sowie das ausgedehnte Haldenfeld.

entnommen aus der "LAPIS" 7-8/92