Mönchsteig und Graulsteig kreuzten sich einst am Huthaus
Gewerke der Fundgrube Gottes Geschick bauten 1825 ihr neues Unterkunftshaus - später kamen Bergschmiede und andere Gebäude hinzu/1.Teil

VON SIEGFRIED HÜBSCHMANN (Ortschronist von Raschau)


Bis 1988 war das Huthaus der früheren Grube noch bewohnt. 
Die Aufnahme entstand 1980.
- Archivfoto: Siegfried Hübschmann

Langenberg. Bald soll in das Huthaus der Fundgrube Gottes Geschick in Langenberg neues Leben einziehen. Grund genug, die bisherige Geschichte zu beleuchten.

Das Huthaus der Fundgrube Gottes Geschick mit Bergschmiede liegt inmitten des Raschauer Gemeindewalds. Dieser befindet sich zwischen dem Oswaldbach und dem Schwarzbach. Der Gemeindewald umfasste 1830 mehr als 60 Acker. Das entsprach etwa 33 Hektar, die fast ausschließlich mit Fichten bewachsen waren. Diese Gegend wurde damals auch als Graul oder Grauler Gebirge bezeichnet. Von Raschau kommend, zog sich schon zur Klosterzeit der „Mönchsteig" durch den Wald, der in Grünhain endete. Er war der einzige Weg, der von 1240 bis 1536 das Zisterzienserkloster Grünhain mit Raschau verband. Ein anderer Weg, der Graulsteig, kreuzt neben dem Huthaus den Mönchsteig. Zur Fundgrube Gottes Geschick gehörte ein 1779 erbautes Huthaus mit Pferdestall. Es nahm eine Fläche  von 120 Quadratmetern ein und stand etwa 30 Meter vom jetzigen Huthaus entfernt auf der anderen Seite des Graulsteigs. Dieses Haus wurde 1923 abgerissen. Infolge der zeitweise reichen Ausbeute an Erzen und der Erweiterung des Grubenbaus Ende des 18. und Anfangs des 19. Jahrhunderts, beschlossen die Gewerke von Gottes Geschick, ein neues Huthaus zu errichten. Bereits 1825 konnte das Vorhaben verwirklicht werden. Auf 228 Quadratmetern Grundfläche entstand ein zweietagiges, massives Gebäude. Das Treppenhaus enthielt ein Kreuzgewölbe. Die Jahreszahl 1825 und das Initial „G" zierten das Portal des Haupteingangs. Auf dem Turm thronte wine bergmännische Wetterfahne. Eine Uhr zeigte weithin sichtbar die Zeit an. Die Turmglocke trug folgende Inschrift: „Gegossen von Siegismund Schröttel, Inspektor der Königlich Sächsischen Stückgießerei Dresden 1830. Heilig ist unser Gott, aller Land sind seiner Ehre voll, Gott segne den Bergbau und Glück auf Gottes Geschick Fundgrube 1830." Im Erdgeschoss waren Hut- und Betstube untergebracht. Dort soll sich auch ein Harmonium befunden haben. In der Gezähestube war das Werkzeug der Bergleute untergebracht. Daneben hatte man eine Vorratskammer eingerichtet. In der zweiten Etage wohnten Steiger und Bergleute mit ihren Familien. Eine Besonderheit in der Bauweise bestand darin, dass in dieser Etage der hölzerne Rauchabzug nicht vertikal verlief, sondern in Schräglage eingebaut war. 1829 wurde die Bergschmiede errichtet. 1849 kamen ein Stall, ein Kohlenschuppen und ein Beschlagschuppen hinzu. Im Erdgeschoss war die Schmiede untergebracht, ausgestattet mit Amboss und Blasebalg sowie Werkzeug. In der zweiten Etage wohnte unter anderem der Schmiedemeister. Eine Außentreppe führte in die Wohn-Etage. Das Portal enthielt die Jahreszahl 1829. Zur Erweiterung des Huthausplatzes pachteten die Grubeninhaber ein Grundstück von der Gemeinde Raschau. Dort wurde teilweise der Wald gerodet und ein schöner Park angelegt. Bekannt war der Laubengang am Mönchsteig noch bis weit ins 20. Jahrhundert. Darüber hinaus wurde das Pachtland für bergbauliche Belange genutzt. Endgültige Erbpachtverträge wurden mit der Gemeinde am 8. Dezember 1831 und am 10. März 1832 abgeschlossen.

(wird fortgesetzt)

entnommen aus der "Freien Presse"Ü vom 20.7.2001


Oberberghauptmann von Herder befuhr zwei Mal die Grube
Aus der Geschichte von "Gottes Geschick" - Selbst König Friedrich August II. und der sächsische Maschinenbaudirektor Brendel statteten dem Bergwerk Besuche ab/2.Teil

VON SIEGFRIED HÜBSCHMANN (Ortschronist von Raschau)


Die Bergschmiede der Fundgrube war 1829 errichtet worden.
Das Portal trägt heute noch die Jahreszahl.
- Archivfoto: Siegfried Hübschmann

Langenberg. Bald soll in das Huthaus der Fundgrube Gottes Geschick in Langenberg neues Leben einziehen. Grund genug, die bisherige Geschichte zu beleuchten.

Am 18. November 1830 kam hoher Besuch ins neue Huthaus. Oberberghauptmann Freiherr Siegmund von Herder (1776 bis 1838) inspizierte Huthaus und Grube. Seine Begleiter waren Bergmeister, Bergschreiber, Obereinfahrer, Kobaltinspektor, Markscheider, Stollenvorsteher und Steiger. Es ging den Fachleuten besonders um die Erkundung von Erzlagerstätten, um deren Beschaffenheit und Ausdehnung, die in der eben gegründeten Antonshütte in Antonsthal verhüttet werden sollten. Oberberghauptmann von Herder befuhr die Grube bis zum „Treue Freundschaft Stollenort". Ein paar Jahre später weilte er nochmals dort, diesmal begleitete er König Friedrich August II. Nunmehr konnte auch ein Bergschmied die Arbeit aufnehmen. Bisher wurden die Schmiedearbeiten von Heinrich Arnold erledigt, der in Langenberg an der Elterleiner Straße 19 eine Werkstatt besaß, und von Johann Christian Dürr, der die Cathariner Bergschmiede bediente. Dieser bat nun, ihm die neue Schmiede pachtweise zu überlassen. Arnold befürchtete, dass ihm die bisherige Arbeit entzogen würde. Die Grubenvorsteher beurteilten die Arbeiten beider Schmiede und gaben schließlich dem Schmiedemeister Dürr den Vorzug. Somit wurde er der erste Bergschmied. Er wurde gelobt wegen seiner vorzüglichen Schmiedearbeiten. Doch auch dem Arnold-Schmied wurden weiterhin bestimmte Arbeiten übertragen. Verwandte von ihm waren bekannte Schmiedemeister in Raschau (Annaberger Straße 81) und auf der Pöckelschmiede in Mittweida. Im Huthaus lebte damals auch die Familie des Albrecht Hartmann, der bis 1861 als Obersteiger auf Gottes Geschick tätig war. Wiederholt beriet der sächsische Maschinendirektor Christian Friedrich Brendel (1776 bis 1861) die Grubenbesitzer, wenn es um Neubau und Verbesserung des Kunstgezeugs ging. 1830 wurden auf jeden Kux zwei Spezies-Thaler ausgezahlt. Das zeigt, dass der Bergbau relativ gute Erträge erbrachte. Auf der benachbarten Fundgrube St. Catharina arbeiteten 1834 nur noch 16 Bergleute. Schließlich wurde dieses Bergwerk am 7. Oktober 1843 mit Gottes Geschick zusammengelegt. Fortan trug die Zeche den Namen „Gottes Geschick Vereinigt Feld am Graul". Eine Mannschaftsliste von 1854 zeigt, dass ein starker Rückgang der Ausbeute zu verzeichnen war. Von den einst 160 Bergleuten arbeiteten 1868 nur noch 20 in der Grube. Bergmänner aus Raschau stellten 70 Prozent der Belegschaft. Wegen der Entlassenen beschäftigt sich der Gemeinderat mit deren Unterstützung, eine Almosenordnung und ein Statut für Bettelwesen wurden beschlossen. Auch im Geschäftsbericht der Grubenleitung von 1864 ist festgehalten, dass „eine ansehnliche Erzproduktion hat nicht stattfinden können". Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts kam die Grube fast vollständig zum Erliegen. Ursache war, dass der Zufluss an Grundwasser oft stärker war, als mit dem alten Kunstgezeug gehoben und Wassereinbruch nicht vermieden werden konnte. Hinzu kam, dass bald das Geld für Reparatur und Anschaffung neuer Betriebsmittel fehlte. Die Tiefbaue waren ersoffen.

(wird fortgesetzt)

entnommen aus der "Freien Presse"Ü vom 21./22.7.2001


Jugend ergriff von altem Huthaus Besitz
Aus der Geschichte von „Gottes Geschick" - Deutscher Herbergsverband zog 1926 in das Gebäude ein/Teil 3

VON SIEGFRIED HÜBSCHMANN (Ortschronist von Raschau)


Die Glocke des Huthauses auf dem
Sachsenfelder Friedhof.
- Archivfoto: Siegfried Hübschmann

Langenberg. Bald soll in das Huthaus der Fundgrube Gottes Geschick in Langenberg neues Leben einziehen. Grund genug, die bisherige Geschichte zu beleuchten.

In den Jahren 1823 bis 1907 kam auch Hermann Müller wiederholt zur Grube. Er fertigte geologische Karten an und war unter dem Namen „Gangmüller" weithin bekannt Ab 1881 arbeitete Julius Probe einige Jahre als Obersteiger auf dem Schacht. 1891 wurde er hier Verwalter. 1876 war sämtlicher Silberbergbau aufgegeben worden. Fortan wurde nur noch bis auf eine Teufe von 40 Metern auf Kobalt, Nickel und kupferhaltigem Mulm gebaut, in Nebenlagern auf Brauneisenstein, Arsen und Schwefelkies sowie auf Farberden. Über die Bewohner des Huthauses aus dieser Zeit ist wenig bekannt. Christian Friedrich Weigel (1819 bis 1877) war bis 1877 Pachtschmied. Die Familie Haubold wohnte im Huthaus. Carl August Haubold (1835 bis 1892) war Hutmann. Seine Frau Franziska Haubold (1838 bis 1904) erhielt 1892 die Schankgenehmigung auf Bier und Branntwein für die "Gaststätte zum Fröhlichen Bergmann". Im Huthaus lebte auch die Familie von Friedrich Schulz. Für die Intensivierung des Bergbaus lagen um 1913 neue Vorschläge vor. Hierzu hätten 100.000 Mark investiert werden müssen. Ende 1918 arbeiteten noch 31 Bergarbeiter, darunter waren zwölf italienische Kriegsgefangene. Im Februar 1919 fuhren nur noch acht Bergleute ein. Unter Moritz Hellig, der seit 1921 Betriebsleiter war, wurde 1924 der Abbau eingestellt und die Grube Gottes Geschick Vereinigt Feld stillgelegt. Ursachen sind in den Auswirkungen der Geldentwertung zu suchen sowie in der Stilllegung von Hochöfen.
1925 nutzte der Deutsche Jugendherbergsverband Schwarzenberg das Huthaus, um dort eine Jugendherberge einzurichten. Diese wurde am 27. Juni 1926 eröffnet. Zum Aufenthaltsraum war der alte Betsaal umgestaltet worden, dessen Aussehen nunmehr einer Bergmannsstube gleichkam. Im Dachgeschoss fanden die Gaste in zwei Räumen mit jeweils zwölf Betten Platz. In dieser „idyllischen Einsiedelei" konnten sich die Jugendlichen wohlfühlen. Jedoch währte die Herbergszeit nicht lange, 1930 war das Haus wie der von Familien bewohnt. Auch Notunterkünfte wurden in den beiden Gebäuden eingerichtet. So wohnte hier die Familie von Walter Richter (1903 bis 1977), als 1930 in Raschau ihre Wohnung abgebrannt war. Walter Richter wirkte in Raschau als Bürgermeister von 1953 bis 1964. Er richtete auf Gottes Geschick eine illegale Druckerei ein, in der Zeitungen der KPD gedruckt wurden, so auch „Der arme Konrad vom Raschauer Grund". Die Polizei machte die Druckerei ausfindig, die Maschine konnte sicher versteckt werden. Aus dem Nachlass von Hellig ist bekannt, dass die Turmglocke des Hauses am 24. Mai 1937 auf den Friedhof nach Sachsenfeld gebracht wurde.

(wird fortgesetzt)


Nur kurz war das große Berggeschei nach dem Krieg
Aus der Geschichte von "Gottes Geschick" - Der Zerfall des Huthauses setzte Ende der 80er Jahre ein - Nun soll neues Leben einziehen/4.Teil und Schluß

VON SIEGFRIED HÜBSCHMANN (Ortschronist von Raschau)

Langenberg. Bald soll in das Huthaus der Fundgrube Gottes Geschick in Langenberg neues Leben einziehen. Grund genug, die bisherige Geschichte zu beleuchten.

Im Spätsommer des Jahres 1940 wurden nach Schwarzenberg weiter Dinge gegeben, so zwei Mineralienschränke, eine Sitzungstafel, ein Probiertisch, ein Kruzifix, eine Bergfahne der Knappschaft und eine Bergfahne des Schwarzenberger Bergreviers als Schmuck für die Kirche. Geologische Erkundungen wurden während des Zweiten Weltkriegs auf dem Grubenfeld vorgenommen. Das Bergwerk wurde unter der Bezeichnung „Erzgrube St. Katharina" eröffnet. Hier arbeiteten auch französische Kriegsgefangene. Im letzten Kriegsjahr richteten die Nazis auf Gottes Geschick ein Wehrertüchtigungslager ein, das ein paar Tage nach der Kapitulation Hitlerdeutschlands von Antifaschisten aufgelöst wurde. Schon im Herbst 1945 wohnten in den beiden Gebäuden wieder elf Familien.  Nach dem Krieg erkundigten sich zunächst sowjetische Offiziere, dann auch Zivilisten nach dem hiesigen Bergbau. Die Zeit der Wismut begann. Für den Uranerzbergbau wurden die Schachtanlagen wieder gangbar gemacht. Im Huthaus wohnten Bürger, die im Schacht 41 der SAG Wismut arbeiteten, darunter auch weibliche Arbeitskräfte. In der Gaststätte Katharina wurden bis zu 1000 Personen verpfleg. Die Ausbeute auf Gottes Geschick brachte nicht das erwünschte Ergebnis. Am 9. März 1951 wurde das Huthaus durch die Leitung des Objekts 29 der Wismut an den Rat der Gemeinde Raschau übergeben. In der Zeit der DDR unterblieben größere Reparaturen an beiden Gebäuden. Es ist Heimatfreunden zu danken, dass diese 1972 unter Denkmalschutz gestellt wurden und seither vom Abriss verschont blieben. Die Bemühungen um eine effektive Nutzung zogen sich in die Länge. Ende der 70er Jahre wohnten hier noch neun Familien beziehungsweise Einzelpersonen. 1988 verließ die letzte Familie das Huthaus. Die Gebäude wurden vom VEB Gebäudewirtschaft Raschau gesichert, um Beschädigungen vorzubeugen. Trotzdem kam es zu Zerstörungen, ohne dass die Verursacher gefasst werden konnten. Schon 1986 war nach gründlicher Besichtigung festgelegt worden, die Häuser zu erhalten und einen Betreiber zu werben, der das Objekt sanieren und eventuell als Ferienheim nutzen könnte. 1988 wurde dafür die Technische Universität in Karl-Marx-Stadt gewonnen. Durch den Untergang der DDR kam diese Lösung nicht zu Stande. Der Verfall der Bauten setzte sich fort. Sogar am Dach machten sich Eindringlinge zu schaffen. Auf Initiative der Gemeinde wurden 1993 Dach und Turm gesichert. Im gleichen Jahr gelang es, einen neuen Betreiber zu finden. Die Bergmännische Kulturagentur Sachsens wollte Huthaus und Schmiede ausbauen lassen und zur Pflege bergmännischer Traditionen nutzen. Leider zerschlug sich das Vorhaben. Nunmehr hat die Gemeinde einen neuen Bewerber gefunden. Ein Vertrag wurde bereits abgeschlossen.

INFORMATIONEN

Auch im Internet kann sich der bergbauinteressierte Leser ausführlich über das gesamte Bergbaugebiet „Graul" informieren. Unter der Adresse www.derGraul.de stellt Olaf Wolfram aus Schwarzenberg seit einem Jahr dieses einst zu den wichtigsten in Sachsen zählende Grubenrevier vor. Hier erfährt der Internet-Surfer alles über die alten Gruben, die vorkommenden und zum Teil sehr seltenen Mineralien sowie über die Geschichte.